Auch im zweiten Teil der Trilogie um Ria Nachtmann geht es Titus Müller um das Leben im Nachkriegsdeutschland zwischen Recht und Unrecht, Glaube und Hoffnung und dem Umgang mit dem eigenen Gewissen. „Das zweite Geheimnis“ ist genauso spannend und kurzweilig, wie bereits der erste Teil „Die fremde Spionin“.
Inzwischen ist man Anfang der 1970er Jahre angekommen und die Entfernung in den Westen scheint weiter als zuvor für Ria Nachtmann. Dazu kommt die „verquere“ Magda, die ihr auf die Pelle rücken will und sogar Rias Tochter mit einspannt. Titus Müller beschreibt sehr emotional die Situationen zwischen dem DDR-Regime und dem Glauben an die Freiheit. Der Westen ist so nah und doch so fern! Selbst erlebt kenne ich einige der Situationen nur zu gut. Auf brillante Art und für die heutige Gesellschaft kaum nachvollziehbar beschreibt Titus Müller Lebenssituationen die heute kaum mehr vorstellbar sind, allerdings sehr real zur deutsch-deutschen Geschichte gehören.

Sehr gut recherchierte Historie die sich um Protagonistin Ria dreht. Die 1960 und 1970 selbst erlebt und wieder zurückversetzt in die damalige Zeit fühlte ich mich beim Lesen, als Kaffee verschicken und Reisen zu Verwandten eine Odyssee an Beamtentum war. Von allen Seiten die Wahrheit verdreht, schikaniert und bespitzelt wie in „Big Brother“ zu leben und trotzdem den guten Weg zu gehen, das schafften nicht wirklich viele Menschen. Und das hat Titus Müller wieder auf brillante Art gezeigt. Sein überragender Schreibstil lässt auch jüngere Menschen beim Lesen in die Nachkriegszeit gehen und sie in einer Zeit der Berliner Mauer leben. Um einen Roman auf solch kurzweilig und brillante Art zu schreiben ist ein enormes Wissen und sehr vielseitige und umfangreiche Recherche von Nöten.
Danke Titus Müller für diesen imposanten Rückblick und diese brillante Zeitreise ins Nachkriegsdeutschland. Erschienen ist „Das zweite Geheimnis“ im Heyne-Verlag. Warte jetzt sehnsüchtig auf den dritten Teil „Der letzte Auftrag“.
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